29.10.2024 | Die Betriebsversammlung bei der Bertrandt Technologie GmbH stand vor allem im Zeichen des vom Unternehmen angekündigten Stellenabbaus.
Der Ingenieursdienstleister mit Hauptsitz in Ehningen plant in Deutschland einen Kahlschlag. Bis zu 1200 Arbeitsplätze sollen abgebaut werden, rund 600 davon allein in Tappenbeck. Vom geplanten Stellenabbau sind hauptsächlich hoch qualifizierte Fachkräfte in den Bereichen digitale und physische Entwicklung betroffen, aber auch Teile der Verwaltungsbereiche und Führungskräfte sind davon bedroht. Die Stimmung innerhalb der Belegschaft ist dementsprechend gedrückt. Doch der Betriebsrat und die IG Metall wollen die Abbaupläne nicht einfach so hinnehmen. „Kündigungen müssen das letzte Mittel der Wahl sein. Stellenabbau ist zu einfach und nicht langfristig gedacht“, betonte Sebastian Schien, politischer Sekretär bei der IG Metall Wolfsburg. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es wahrscheinlich, dass abgewanderte Kolleginnen und Kollegen mit ihrer Expertise nicht zurückkehren werden.
„Wir vermissen ein klares Zielbild und einen Zukunftsplan für den Standort Tappenbeck. Wir haben den Eindruck, dass die Geschäftsführung den Veränderungen in der Branche hinterherläuft und nur reagiert, statt proaktiv tätig zu werden“, machte der Betriebsratsvorsitzende Tobias Hoppe auf der Betriebsversammlung deutlich und forderte Innovationen sowie die Erschließung neuer Geschäftsfelder, um die Krise in der Automobilbranche zu meistern.
IG Metall und Betriebsrat stehen bereit, um konstruktiv an der Zukunft des Unternehmens mitzuarbeiten. „Wir laden die Geschäftsführung deswegen zu Gesprächen über mögliche Alternativen zum Stellenabbau ein. Wir sind fest entschlossen, unseren Beitrag für eine erfolgreiche Zukunft von Bertrandt zu leisten und um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen“, sagte Sebastian Schien.
Unterstützung erhält die Bertrandt-Belegschaft dabei aus der Politik – und zwar von höchster Stelle. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sicherte in einer Grußbotschaft seine Unterstützung zu, unterbreitete ebenfalls ein Gesprächsangebot an die Unternehmensführung und bot seine Hilfe an. Er werde, wo er kann, arbeitsmarktpolitisch flankieren.
Auch die Landtagsabgeordnete Kirsikka Lansmann versprach der Bertrandt-Belegschaft auf der Versammlung ihre Unterstützung und sprach die Verantwortung der Politik an. Besonders in Sachen Elektromobilität müssten die richtigen politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um für Planungssicherheit für die Automobil- und Zuliefererindustrie zu sorgen.
Ein starkes Signal der Solidarität sandte die ebenfalls anwesende VW-Vertrauenskörperleitung. „Wir stehen entschlossen an eurer Seite. Ihr seid nicht allein“, sagte Vertrauenskörperleiter Florian Hirsch.